26. - 29. Mai 2011 Hildesheim
Prosanova
Prosanova 2011
Email-Interview mit Andreas Stichmann
stichmann

Andreas Stichmann, geboren 1983 in Bonn. Lebt in Hamburg. Längere Aufenthalte in Südafrika und Iran. Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Im September 2008 erschien der Erzählband Jackie in Silber; ausgezeichnet mit dem Clemens-Brentano-Preis 2009, dem Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin und dem Kranichsteiner Literaturförderpreis 2009.

Veranstaltung: Inselsprachen

Was macht für dich eine gelungene Lesung aus?

Ich will eigentlich nur klassisch vorgelesen kriegen. Alles Event- und Performance-Mässige mag ich eher nicht so gerne, da es oft etwas Sportives hat, das ziemlich weit entfernt ist vom ruhigen Bücherlesen, um das es mir eigentlich geht. Aber vielleicht sehe ich ja noch was Überzeugendes.

Wann kann man von Dir wieder Gedrucktes erwarten?

Ein Roman ist mehr oder weniger fertig, ist aber noch nicht spruchreif.

Glaubst du, dass es heute notwendig ist, sich verkaufen zu können, um Bücher verkaufen zu können?

Nein, gar nicht, es gibt ja auch viele, die nur Bücher schreiben und trotzdem gelesen werden.

Du warst auch beim Prosanova 2008 – wie ist dir das Festival in Erinnerung geblieben? Worauf freust du dich in diesem Jahr? Was wirst du lesen, oder vielmehr: wie?

2008 war sehr schön, dieses Jahr bin ich unter anderem gespannt auf den neuen Ort und aufs Fußballspiel, und natürlich auf die Lesungen und Texte. Lesen werde ich neues Kurzes oder eventuell einen Romanausschnitt.

Du hast am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig Literarisches Schreiben studiert – wie viel verdankst du dem Studium? Was können Schreibschulen?

Ich habe das Studium hauptsächlich genutzt, indem ich zuhause oder irgendwo anders war und geschrieben habe. Zwischendurch zu einem Seminar im Institut zu sein, war ein sehr schöner Rahmen, hat aber auf meine Texte letztendlich nicht groß eingewirkt, denke ich. Es war ein sehr interessantes, sehr anregendes Begleitprogramm, so wollte ich es auch haben.

 

Die Fragen stellte Andreas Thamm

 

 

 
Noch 28 Tage bis PROSANOVA

Vielleicht ist es der menschliche Drang zur Verdrängung, sich die Zeit bis zu bestimmten Ereignissen immer in abstrakten Zahlen vorzustellen. Zwei Jahre noch, dann bin ich mit dem Studium fertig. Zwei Wochen, dann muss ich meine Hausarbeit abgeben. Einen Monat, dann muss ich einen Nachmieter gefunden haben.

Und wenn sich „ein Monat“ zu kurz anhört, sagt man eben „noch über 30 Mal aufstehen“. Das vergrößert die Distanz irgendwie wieder.

Bloß in Gedanken bleiben solche Ereignisse oft nichts als das Unkonkrete in weiter Ferne, so schön unbedrohlich.

Und dann, dieser eine Augenblick, und von jetzt auf gleich setzt sich ein kleines aber bedeutendes Wörtchen vor unsere „noch“-Leier. Drei Buchstaben und irgendwie ist alles plötzlich anders.

NUR noch vier Wochen bis PROSA NOVA 2011.

Was wir uns seit Monaten in Seminaren auf dem Papier überlegten, die Ideen, die in der Theorie noch so utopisch sein durften, werden mit dem Start des neuen Semesters wie ein Schlag ins Gesicht wirklich – und zwar sowas von.

Aus einem Treffen pro Woche sind drei geworden, statt in den Uni-Räumen in sicherer Entfernung sitzen wir nun mitten auf dem zukünftigen Festivalgelände.

Es gibt ein windiges Klassenfoto-Shooting, die T-Shirts sind auch im Druck und auf einmal fühlen wir uns erstens: wie eine Gruppe, die zweitens: gemeinsam an etwas Großem arbeitet.

Eine offizielle Anlaufstelle für den Vorverkauf, der am 18. April gestartet ist, gibt es jetzt auch. Aus dem Büro der Bella Triste ist über Nacht das PROSANOVA Festivalbüro geworden und darauf wird erst einmal angestoßen. Eine offiziellere Geschichte mit Presse und den Förderern der Hildesheimer Sparkasse. Giftig grün liegt auch die neue BELLA-Ausgabe auf dem kleinen Holztisch. Schokokuchen gibt es und Sekt. Kaffee nicht, die Maschine ist vor ein paar Tagen kaputt gegangen. Die Servietten haben das gleiche Grün wie die Zeitschriften auf dem Tisch. Ein gutes Omen? – man wird ja doch ein wenig abergläubisch und greift nach so manchem Strohhalm der Fügung, der sich einem bietet.

Die Journalisten interessieren sich dafür, was wir Studenten denn dieses Mal auf die Beine gestellt haben. Ein paar Fragen, einige aufrichtige Sehr-Schöns und Händeschüttler. So richtig viel mehr passiert dann eigentlich auch nicht. Jedenfalls nicht hier, nicht am Neustädter Markt.

kaserne 2

Zwei Kilometer weiter, im Hildesheimer Osten, auf dem Kasernengelände, wird derweil gespachtelt und gestrichen. Es gibt Scherben, Dreck und unbedenkliche Verletzungen vom mehrmaligen In-den-Finger-Bohren. Und das alles an einem Freitag, der uns Studenten doch eigentlich heilig ist.

Die Abriss-, Aufbau- und Anstricharbeiten in den Hallen der Mackensen Kaserne haben endlich begonnen und damit wird alles echter.

Erschöpft aber auch schon ein wenig stolz, auf jeden Fall zufrieden, machen wir es uns nach den vier, fünf Stunden Arbeit auf den Sofas bequem, der Grill wird angeschmissen und es gibt Feierabendbier. So richtig wie auf dem Bau. Toll!

Der Tag neigt sich dem Ende zu, irgendwann ist die letzte Wurst gegessen, etwas Bier ist noch da. Für heute geht die Sonne unter, doch die heiße Zeit die kommt erst noch.

von Franziska Christ

 
Literaturfestival PROSANOVA im Mai 2011

Vom 26. bis 29. Mai 2011 lädt das größte Festival für junge deutschsprachige Gegenwartsliteratur PROSANOVA zu Text, Tanz und Gespräch nach Hildesheim. An vier Festivaltagen und in mehr als 30 Veranstaltungen feiert die jüngste Autorengeneration Literatur als Ereignis.

Nach dem großen Erfolg des Festivals in den Jahren 2005 und 2008 steht die Lesung als eigenständige Kunstform im Zentrum: Die Autorin Mara Genschel und die Autoren Michael Stauffer und Robert Wenrich verwirklichen ihre Vision der perfekten Lesung in den PROSANOVA-Hauptveranstaltungen. Ausgehend vom literarischen Text entstehen im Austausch mit anderen Künsten und Medien Ereignisse, die den Rahmen des Erwartbaren nachhaltig sprengen. Darüber hinaus wird der Diskurs über die Lesung auf theoretischer Ebene konzentriert und weitergeführt.

PROSANOVA bietet rund um die Uhr Programm: Traditionelle Wasserglaslesungen, szenische Lesungen, Video Slams, Literaturperformances und meditative Dunkellesungen. Konzerte, Partys und ein literarisch erkundbares Festivalgelände bringen Autoren, Künstler und Publikum zu Dialog und Tanz zusammen. Präsentiert werden neben arrivierten auch bislang unveröffentlichte Autorinnen und Autoren. Wichtiger Bestandteil ist der PROSANOVA-Literaturwettbewerb, in dessen Mittelpunkt 2011 die Prosa steht.

Auf dem Festival wird außerdem das zehnjährige Jubiläum der Literaturzeitschrift BELLA triste gefeiert. Im Fokus der dreißigsten Ausgabe stehen Texte, deren Umsetzung die konventionelle Buchform erweitert und so literarische Ereignishaftigkeit ermöglicht.

Kuratiert wird PROSANOVA von den Herausgeberinnen und Herausgebern der BELLA triste. Über 70 Studierende der Universität Hildesheim bilden das Team von PROSANOVA und arbeiten an der Umsetzung des Festivals.

 


festival für junge literatur